Karte: 11836

Der groszköpfige Kauz
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Idee und Ausführung: Ottonormalo
Illustration: Schweizer Naturkundec
Text: Museum der Naturgeschichte Helvetiens
Rubrik: | Naturkunde |


Stand:

Die gelbe Gefahr
Der grossköpfige Kauz, Strix macrocephala. (mihi). Wir liefern hier die Abbildung und Beschreibung einer Eule, die, wie wir glauben, noch ganz neu und von allen in den ornithologischen Werken beschriebenen Arten verschieden ist. Es ist uns sehr wahrscheinlich, dass diese Art bisher immer nur mit dem allgemein bekannten Nachtkauz (Strix alueo) verwechselt worden ist, dem sie in der That in mancher Hinsicht gleicht, von dem sie sich aber, wie aus dem Folgenden und aus dem beigefügten Kupfer, wo die charakteristischen Unterschiede beider Arten nebeneinander gestellt sind, erhellt, auf das bestimmteste unterscheidet. Wir finden diese Charaktere so auffallend, dass wir dadurch die Aufführung unsers grossköpfigen Kauzes als eigne Art hinlänglich begründet und gerechtfertiget glauben. Der Schnabel ist länger als er sonst bei den Eulen verhältnissmässig zu seyn pflegt, indem der Oberschnabel von seiner Wurzel an bis zur Krümmung fast einen Zoll misst, von da an seine Spitze sich noch Zoll lang über den Unter« Schnabel herabkrümmt. Schon hierdurch unterscheidet sich unser Kauz von dem gemeinen, wie Fig. 1 und 2 zeigen. Noch ungleich bedeutender ist aber der Unterschied in der Lage der Augen. Diese stehen bei dem grossköpfigen Kauz dicht an der Schnabelwurzel in einem kleinen aschgrauen, braungewellten Federnkleide, bei dem gemeinen Kauz hingegen, viel weiter nach hinten von der Schnabelwurzel entfernt in einem tingleich breitern und aus längern Federchen bestehenden Schleier, die hier auch die Schnabelwurzel mehr verbergen. Die Iris ist übrigens dunkelbraun, wie bei dem gemeinen Kauze. Die Nasenlöcher , die am vordem Rande der Wachshaut liegen, sind bei unserm Vogel länglich -rund, zeigen inwendig nach vorn einen ziemlich schmalen Rand; bei dem gemeinen Kauz hingegen haben sie eine fast dreieckige Figur, und jener inwendige Rand ist ungleich breiter. Was diesen Kauz aber ganz auffallend charakterisirt, ist der grosse, dicht und lang befiederte Kopf, der, zumal wenn sich im Zorn oder aus Furcht die Federn in die Höhe sträuben, dem Vogel ein ganz eigenes, abentheuerliches Ansehn giebt. Die Kopffedern sind ungleich länger als die des gemeinen Kauzes, hinten breit und nach vorn zugespitzt, längs dem Kiele braun und mit 6— 7 braunen Bändern gezeichnet. Bei dem gemeinen Kauz sind eben diese Federn hinten schmäler als vorn, wo sie stumpf abgerundet sind; ausser der braunen Spitze zeigt sich auf derselben nur ein brauner, länglich keilförmiger Fleck. Die Hauptfarbe des Kopfes, Oberleibes und der Brust ist ein dunkles Braun, im Ganzen viel dunkler als die dunkelsten Exemplare des gemeinen Kauzes zu seyn pflegen. Jede Feder hat etliche weisse oder rostgelbe Bänder, die durch einen dunklern Mittelstrich unterbrochen sind. Die Flügel sind dunkelgrau -braun, mit ziemlich schmutzig weissen Querbinden ; die dritte und vierte Schwungfeder sind die längsten. Der Unterleib und die untern Deckfedern des Schwanzes sind weiss, in die Quereschwarzbraun bandirt, in der Mitte mit einem schmalen Längestrich. Die Füsse weiss befiedert mit schwachen braunen Querstreifen. Die Zehen und Krallen sind ungleich länger und stärker als bei dem gemeinen Kauz Die Länge des ganzen Vogels beträgt 15 — 16 Zoll. Die ausgebreiteten Flügel messen 2 1/2 Fuss. Wir haben Gelegenheit gehabt den grossköpfigen Kauz lebendig eine geraume Zeit hindurch neben dem gemeinen Nachtkauz zu beobachten, und in dem Betragen beider ebenfalls einen so grossen Unterschied bemerkt, dass wir auch hierin Grund genug finden, sie als Arten von einander zu trennen. Während der gemeine Kauz den ganzen Tag hindurch in der finstersten Ecke seines Käfigs still und traurig, und mit fast immer geschlossenen Augen da sass, war hingegen unser Vogel stets sehr lebhaft und munter. Jener liess sich nicht leicht durch irgend ein Geräusch bewegen seine stoische Ruhe zu verlassen, dieser aber war aufmerksam auf alles, was um ihn her vorgieng , drehte den Kopf lebhaft nach allen Seiten, klappte mit dem Schnabel, hüpfte auf seiner Stange hin und her und hielt sich selten ganz ruhig und still. Dennoch lebten beide in guter Eintracht bei einander. — Ein anderes Individuum, das jung aus dem Neste genommen war, flog ganz zahm und frei in einem Hause aus und ein, und war durch seine Possierlichkeit sehr unterhaltend. Dieser schien ein besonderes Wohlbehagen zu empfinden, wenn er bei sanftem Regen hinausfliegen konnte; er schwenkte sich dann mit einer Art von Wollust hin und her und das sanfte Regenbad schien ihm ausnehmend zu gefallen. Wir erhielten diesen Vogel mehrmals aus der Gegend von Utzisdorf an der Emme, wo er alljährig brütet. Auch wurde er selbst in der Nähe der Stadt Bern gefunden.
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